Hinter der alltäglichen Fassade der Welt tobt ein ewiger Kampf zwischen zwei Mächten.
Kann Andrea verhindern, dass sowohl das Paradies Alygria als auch die Erde ins Chaos stürzen?
Schon als Kind wollte die Tochter eines Romanautors Schriftstellerin werden und schrieb erste Kurzgeschichten. Nach ihrem Studium der Kulturwissenschaften und Anglistik arbeitete Beatrice Glagow als Autorin für Landmagazine, als Marketingtexterin, als Reiseleiterin auf den Britischen Inseln sowie als Schauspielerin. In ihrer Freizeit verfasste sie jedoch weiterhin Kurzgeschichten und ihren Debütroman Die Reise nach Alygria.
Stets prägen Glagows Glaube und die Auseinandersetzung mit Themen wie Sinnfindung und grundlegenden Werten die Handlung ihrer Geschichten. Heute wohnt sie mit ihren zwei Katzen in Oberbayern auf dem Land. Wenn sie nicht gerade schreibt, bereist die Autorin Schottland, reitet, wandert oder verkriecht sich Kaffee trinkend in Bücherwelten.
Eine Welt, die mit der Erde durch geheime Portale verbunden ist. Sie ist kleiner als die Erde und ähnelt ihr, beherbergt jedoch auch fantastische Geschöpfe.
Andrea runzelte die Stirn. Zu fantastisch erschien ihr, was sie gerade gehört hatte. Und doch hatte sich bei dem Namen »Alygria« eine feine Gänsehaut auf ihren Unterarmen gebildet.
Der Name Gottes in Alygria. Die meisten Alygrier glauben noch an ihn.
»Wir dürfen gewiss sein, dass wir zu jeder Zeit Rat, Antworten und Weisungen bekommen, wenn wir uns an die Gute Macht wenden.«
Alygrier, die auf der Erde arbeiten, um sie gegen das Böse zu stärken. Sie wirken im Verborgenen oder ganz offen, erscheinen als Menschen, Tiere oder in fantastischer Gestalt. Dadurch haben sie Eingang gefunden in die Märchen und Sagen der Menschheit.
Die „Polizei“ Alygrias. Schützer haben besonders scharfe Sinne, kämpfen waffenlos und möglichst gewaltfrei. Einige von ihnen arbeiten als Ausgesandte auf der Erde.
Sie bewachen die Pforten bzw. Portale zwischen Alygria und der Erde.
»Im Laufe meiner langen Jahre als Hüterin der Pforten ist meine Verbindung zu ihnen immer enger geworden. Schließlich bin ich in der Lage gewesen, sie zu hören. Manchmal, wenn der Wind richtig steht und ansonsten kein Laut zu hören ist, dann vernehme ich ihre Stimmen.«
Die geistigen Oberhäupter Alygrias. Sie sitzen dem Weißen Rat vor und tragen den Weißen Stab. Die letzten Wächter sind jedoch vor langer Zeit verschwunden.
Der Ort, an dem Lucille Mackintosh lebt.
Auch das Haus Lucilles beeindruckte Andrea mit seinen robusten Wänden aus grauem Granit, dem tiefgezogenen Dach und seiner Größe, die so manches der Landhäuser übertraf, die sie gestern vom Zugfenster aus gesehen hatte.
Sitz der Weißen Schwesternschaft, Schule und Heilstätte.
Hier tagt der Weiße Rat.
Zwischen zwei Ausläufern eines Waldes gelegen, die es zu umarmen schienen, lag ein Gebäude vor ihnen, dessen Größe selbst aus der Distanz imposant und das so strahlend weiß war, dass Andrea meinte, die Augen zusammenkneifen zu müssen.
»Die Weißen Schwestern haben ihr Leben der Macht des Guten verschrieben und kümmern sich um das Wohl von jedem Alygrier, der Hilfe oder Rat braucht. Sie sind alle auf ihrem geistigen Weg schon weit vorangekommen und erwarten das auch von uns.«
Die Weißen Räte beraten sich über wichtige Fragen Alygrias und versuchen den Willen der Guten Macht zu ergründen.
»Der Weiße Rat, das sind lauter Alte, ähm ... ältere Alygrier, die ziemlich gelehrt sind.«
Zumeist Kinder, die Gegenstände mit scheinbar magischen Fähigkeiten besitzen. Sie erfahren von der Existenz Alygrias, dürfen in die fremde Welt kommen und nehmen Schlüsselrollen in Alygrias Geschichte ein.
Die geheimnisvollen Gegenstände, welche Gabenträger erhalten und die ihnen den Weg nach Alygria öffnen. Sie zeigen ihren Trägern den Willen der Guten Macht.
Sie schaute wieder nach vorn und sah die sich zueinander neigenden Bäume, deren Äste sich ineinander verwoben. Zum ersten Mal nahm sie bewusst wahr, dass es Kiefern waren. Sie bildeten ein Rund, durch das sie nun hinter einem Hang die ersten Spitzen der aufgehenden Sonne sehen konnte. Wie ein Portal, schoss es ihr durch den Kopf und ihr Herz tat einen nervösen Sprung.
»Der Weiße Stab der Wächter. Er ist uralt und geht seit jeher von Hand zu Hand. Es heißt, er geht mit jedem Wächter eine ganz besondere Verbindung ein, fördert seine Fähigkeiten und leitet ihn. Und weil er die guten Eigenschaften jedes Wächters verstärkt, trägt er damit zu Alygrias Schutz bei, solange er mit einem Wächter vereint ist.«
»Nun sind sie zu erkennen an ihren dunklen Kutten und den Insignien, die ihnen von der Macht des Bösen verliehen wurden. Diese Zeichen erscheinen in Form blitzförmiger Kristalle.«
Andrea sah sich ein letztes Mal in der Eingangshalle um. Als letztes traf ihr Blick die Portraits der letzten Wächter hoch über ihr an der strahlend weißen Wand. Die Blicke der Beiden schienen sie sogar aus dieser Distanz mitten ins Herz zu treffen. Mit dem aufwühlenden Gefühl, etwas Wichtiges übersehen zu haben, verließ Andrea die Weiße Abtei und trat nach draußen; tat den ersten Schritt ihrer Reise.
Die Reise nach Alygria
Auch Böse Macht oder Macht des Bösen, die Macht des Teufels. Sie hat ihr Wirken auf der Erde weit vorangetrieben und möchte nun Alygria beherrschen.
»Seit einiger Zeit regt sich die Macht des Bösen besonders. Sie war zu keiner Zeit verschwunden. In eurer Welt hat sie sich stets in unterschiedlichsten Maskeraden gezeigt. Ihre Kraft ist dort sehr ausgeprägt, genauso aber auch die Macht des Guten. So tobt auf Erden ein Kampf, in den wir immer wieder Ausgesandte geschickt haben.«
Auch Verkünder, Schwarze Bruderschaft oder – von Unwissenden – Träger des Lichts genannt. Alygrier und Menschen, die der Schwarzen Macht dienen und Alygria ihr unterwerfen wollen.
Sie wirbelten herum. Für einen Augenblick erspähte Andrea unter der Kapuze der Gestalt mit dem Kristall zwei stechende Augen, die sich in ihre zu brennen schienen.
Sitz der Schwarzen Ächter, von Caligarlus mit Hilfe der Schwarzen Macht erbaut.
Tiefschwarze Mauern ragten vor ihr auf und bohrten sich in den bleigrauen Himmel. Die Fassade mit den Türmen in jeder Ecke glich auf erschreckende Weise der Weißen Abtei. Doch wie kranke Auswüchse bohrten sich mannshohe, schwarze Kristalle aus den Mauern des Bauwerks, zerrissen seine Gestalt und machten sie zu einem zerschundenen Abbild.
Die Siebzehnjährige wohnt mit ihrer Familie in einer Etagenwohnung, geht zur Schule, spielt Basketball und reitet. Sie ist die Bezugsperson ihrer kleinen Schwester Kathleen.
Die langen, festen Beine und Arme verdankte sie sowohl ihren Genen als auch ihrer Bewegungsliebe. Mit ihren siebzehn Jahren hatte sie bisher keine nennenswerte Zunahme an Rundungen, dafür aber eine überdurchschnittliche Körpergröße erlangt.
Andreas 62 Jahre alte Großtante wird zum Vormund der Schmidt-Schwestern. Sie begegnet ihnen abweisend und hütet die Geheimnisse ihres Lebens und ihres Hauses in Schottland.
Unter dem graubraunen, locker hochgesteckten Haar musterten sie braune Augen in einem Gesicht, das von Alter, Strenge und einem festen Charakter zeugte.
Eine etwa 17 Jahre alte Alygrierin und Schülerin der Weißen Abtei. Sie hat ein Einhorn als Reittier. Die Waise ist Andreas „Schwester im Geiste“, wird ihre Begleiterin und enge Freundin.
Auf Sonyas Züge trat ein breites Strahlen, das von ihrem ganzen Gesicht Besitz ergriff. Die großen, blaugrünen Augen schienen zu tanzen und ihre Stupsnase kräuselte sich, während auf ihren Wangen wieder die tiefen Grübchen erschienen.
Als Oberin der Weißen Abtei und Mitglied des Weißen Rats Alygrias lleitet sie ihre Schützlinge mit milder Strenge und weiß um viele Geheimnisse der Guten Macht und ihrer Schöpfung.
In dem zeitlosen Gesicht mit gerader Nase und hohen Wangenknochen waren die braunen Augen das Beeindruckendste. Weisheit, Klarheit und Ruhe sprachen aus ihnen.
Der Mittzwanziger studiert als Ausgesandter Alygrias auf der Erde. Er wird Andrea ein loyaler Freund und Begleiter.
Sein Haar, das sich unordentlich um sein Gesicht kringelte und ihm fast bis auf die Schultern fiel und die Kleidung, die etwas zu locker um seinen Körper schlackerte, verlieh ihm den Eindruck eines Mannes, der auf sein äußeres Erscheinungsbild nicht zu viele Gedanken verschwendete.
Der Endzwanziger arbeitet als Schützer in Alygria. Dank seiner ausgeprägten Sinne ist er der Beste seiner Zunft und wird Andrea zur Seite gestellt. Er begegnet ihr verschlossen und ablehnend, was ihr Misstrauen gegen ihn schürt.
Über seinen schwarzen Beinkleidern und dem Hemd trug er einen dunklen, etwas abgewetzten Umhang. Auch seine Haare waren rabenschwarz und wellten sich etwas zu lang um seine Ohren.
Andreas kleine Schwester.
Das schlaksige Mädchen trug ein grün, blau und braun bedrucktes Ringelshirt über einer mit Blumenapplikationen bestickten Jeans. Wie Kathleen zuvor ausgesehen haben musste, als sie zusätzlich auch noch das rosa Sweatshirt und die blaue Jacke getragen hatte, konnte Andrea sich nur allzu lebhaft vorstellen: kunterbunt wie immer.
Ruth war ein auffallend hübsches, zierliches Mädchen in einem einfach geschnittenen dunkelblauen Reisemantel. Ihre Haare waren am Kopf entlang zu unzähligen schulterlangen Zöpfen geflochten und ihre schönen mandelförmigen Augen zeigten einen für ihr Alter ungewöhnlich ruhigen Blick. Er unterstrich Andreas Eindruck, hier eine junge Erwachsene vor sich zu haben.
Auch er war hübsch, mit schwarzem, in die Stirn hängendem Haar und dunklen Augen. Doch der verschlossene Ausdruck auf seinem kantig geschnittenem Gesicht und die in den Taschen vergrabenen Fäuste erweckten den genau gegenteiligen Eindruck, den Ruth ausstrahlte. Eines jedoch war beiden gemeinsam: Sie schienen die Zeit ihrer Kindheit bereits weit hinter sich gelassen zu haben.
Er war etwa fünfzehn Jahre alt, schätzte Andrea, und hatte kurzes dunkles Haar, das ihm vorne etwas länger in das gutgeschnittene, kantige Gesicht fiel. Seine schmale, der Kindergröße aber schon entwachsene Gestalt war in weniger traditionelle Kleidung gehüllt als die der anderen Dorfbewohner: Er trug knielange blaue Hosen und ein langärmliges T- Shirt, seine Füße steckten in Zehensandalen.
Das Mädchen war hübsch, wenn auch lange, schwarze Tränenspuren ihre Wangen zierten. Ihr rundes Gesicht war übersäht von winzigen Sommersprossen und ihr kleiner Mund mit den vollen Lippen sah aus wie eine Rosenknospe. Das lange, hellbraune Haar fiel ihr in üppigen Locken bis auf die Hüften und umspielte ihre hübsche rundliche Figur.
Mitte fünfzig, ist ein ehemaliger Schüler der Weißen Abtei und war einst ihr Hoffnungsträger. Aus Machtgier wandte er sich der Schwarzen Macht zu, gründete die Schwarzen Ächter und erbaute die Schwarze Abtei.